Oscar, der Reiter und Pferdenarr

 

Oscar und seine Brüder Andrea und Waldemar waren passionierte Jäger seit frühester Jugend an. Sein Buch ,,Diana, Hubertus und ich" beginnt er mit der Erlegung seines ersten Stück Schalenwild 1901. Später pachtete die Familie ein Revier und mit dem Kauf des Besitzes 1921 von Baron Leonard bejagte er mit seinen Brüdern das große Revier in Windeck. Außer der Jagd hatte Oscar eine weitere Passion: Pferde und den Springsport, und er gehörte alsbald zu den ganz großen Turnierreitern. Oscar, als gebürtiger Italiener, der erst später die deutsche Staatsangehörigkeit annahm, leistete seine Militärdienstzeit bei einem Kavallerieregiment in Rom ab und erhielt anschließend eine Springausbildung in den berühmten Militärreitschulen von Pinerolo und Tor di Quinto.

Als Oscar 1910 zum ersten Mal auf deutschen Turnieren auftrat, war er der erste Reiter, der hier den italienischen Springsitz in Reinkultur demonstrierte. Zunächst brachte man seiner Reitweise weniger Verständnis entgegen, doch auf Grund seiner Erfolge fand sie immer mehr Beachtung und Anerkennung, und bald entbrannte ein regelrechter Kampf um die neuartige Reitweise, der vor allem auch in der Reiterzeitschrift St. Georg, deren Schriftleiter Oscar Caminneci wurde, seine scharfe Auseinandersetzung fand. Vor allem standen die für die Reitausbildung maßgeblichen höchsten militärischen Dienststellen der neuen Reitweise völlig ablehnend gegenüber, da sie in dem leichten italienischen Sitz mit aus dem Sattel genommenem Gesäß und dem vorgebeugten Oberkörper eine Gefahr für die in der Militärvorschrift festgelegten Grundsätze und eine Gefährdung militärischer Belange erblickten, weil zum Kampf mit Lanze und Degen ein aufrechter, mit dem Gesäß fest im Sattel verankerter Sitz unerläßlich war.

Allen Widerständen zum Trotz hat Oscar durch sein Beispiel und seine Erfolge im Sattel sowie als Schriftleiter unbeirrt für die italienische Springweise gekämpft und das Verständnis für sie geweckt. Als erste Erfolge konnte er verbuchen, daß die damals übliche Bewertung von Stilfehlern in Jagdspringen abgeschafft wurde und auch die Trensenzäumung - bisher war für alle Springen die Kandarenzäumung vorgeschrieben- freigegeben wurde.  (externer Link dazu)

Wie scharf von der Gegenseite geschossen wurde, geht daraus hervor, daß noch im Jahre 1914 der Inspekteur der Kavallerie Caminneci als Schriftleiter des ,,St. Georg" nach seinem eigenen Zeugnis mitteilen ließ," er werde seinen Offizieren das Halten und Lesen des St. Georg verbieten, wenn das so weiter ginge." Nach Beendigung des ersten Weltkrieges, den Caminneci als Reserveoffizier beim 1. Garde-Dragoner-Regiment mitmachte, war er einer der ersten, der sich mit bestem Erfolg wieder dem Springsport zuwandte. Neben seinen Springpferden Derana und dem Vollbluthengst Pipifax ist vor allem der Traberhengst Email Boy zu nennen.

 

 

Im Jahre 1923 zog sich Oscar C. vom aktiven Turniersport zurück und widmete sich auf seinem Gut Zetthun der Vollblutzucht. Um die Einführung des italienischen Springstils in Deutschland hat Oscar C. sich hochverdient gemacht und bahnbrechend gewirkt. Durch seinen Bekanntheitsgrad als internationaler, erfolgreicher Springreiter lernte er bei einer Einladung von Wilhelm von Siemens, Sohn des Gründers der Siemenswerke, dessen bildschöne Tochter Mathilda kennen, lieben und heiratete sie im Jahre 1914. Durch diese Heirat war er in der Lage, sich einen Lebenstraum für seine Pferdepassion und auch für seine jagdlichen Passionen zu erfüllen, in dem er im Januar 1918 das Gut Zetthun in Ostpommern kaufte und bis zu seinem Tode auf 23.000 Morgen durch weitere Zukäufe vergrößerte.


Manfred Caminneci--Zum Krummauel 1--51570 Windeck--caminneci@t-online.de<